Ordination & Medizin

Das Begehren nach süßen Lebensmitteln

Zu gerne versüßen wir unsere tägliche Ernährung und lassen süße Leckereien einen zu großen Platz in unserem täglichen Speiseplan einnehmen. Das Fatale daran: Je mehr zuckerreiche Lebensmittel wir essen, desto stärker wird unser Verlangen danach.

Schon länger ist bekannt, dass es sich mit dem Genuss von Zucker wie mit einem Teufelskreis verhält. Denn sobald wir Zucker oder zuckerreiche Speisen verzehren, werden bestimmte Sinneszellen in unserem Mund aktiv und senden entsprechende Signale zum Gehirn. Über viele Reizweiterleitungen wird das Verlangen nach weiterem Süßen in Gang gesetzt.

Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, dass es noch einen weiteren wichtigen Weg der Reizweiterleitung in unserem Körper gibt, der den Wunsch nach süßen Lebensmitteln ansteigen lässt. Sie stellten fest, dass die entsprechenden Signale auch über den Darm übertragen werden. Denn der verzehrte Zucker löst bei seiner Wanderung durch den Darm bei den dort ansässigen Nervenzellen bestimmte Reaktionen aus, die wiederum im Gehirn dazu führen, dass über weitere Nervenzellen der Wunsch nach Süßem gesteigert wird.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Signalweiterleitung über den Darm sehr entscheidend ist für unser Verlangen nach Zucker. Interessanterweise scheinen süße Lebensmittel, die nicht mit Zucker, sondern mit synthetischen Süßstoffen gesüßt sind, diesen Signalweg über den Darm nicht zu aktivieren.

Das bedeutet, dass wohl nur Zucker den Wunsch nach weiteren Zuckerspeisen auslöst, nicht aber künstliche Süßstoffe. Diese Erkenntnis wird sicherlich dazu beitragen können, um dem zu hohen Zuckerkonsum in unserer Gesellschaft entgegenwirken zu können.

Hwei-Ee, Ta. et al.
The gut-brain axis mediates sugar preference
Nature 4/2020; 580: 511-516.