Gesunkener Blutdruck bundesweit ohne großen gesundheitlichen Profit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland nach wie vor die Todesursache Nummer eins, und Bluthochdruck ist der wichtigste Risikofaktor dafür.
Bundesweit ist in den vergangenen 10 Jahren der durchschnittliche systolische Blutdruck gemäß Aussagen des Robert-Koch-Instituts von 129 auf 124 Millimeter Quecksilbersäule gesunken. Auf die Herzgesundheit der Gesamtbevölkerung wirkte sich diese Entwicklung jedoch nicht aus, weil die Zahl der Bluthochdruck-Patienten (Werte über 140/90) mit etwa 20 Millionen unverändert geblieben ist. Mit anderen Worten: Jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet unter Bluthochdruck. Alarmierend ist auch die Aussage, dass der durchschnittliche Blutdruckwert bei Männern im Alter zwischen 18 und 29 Jahren nicht sank, sondern in den letzten Jahren anstieg. Von einer Entwarnung hinsichtlich der negativen Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann somit nicht die Rede sein.
Grundsätzlich liegt der Blutdruck von jungen erwachsenen Männern bis hin zum Alter von bis zu 60 Jahren höher als bei den Frauen. Die höheren Werte seien möglicherweise darauf zurückzuführen, dass jüngere Männer häufiger krankhaft übergewichtig sind oder trotz eventuellen Bedarfs weniger den Arzt aufsuchen würden.
Auch leicht erhöhte Blutdruckwerte über 120/80mmHg bergen ein gesundheitliches Risiko. Der durchschnittliche Wert der Deutschen in Höhe von 124 mmHg sollte somit keinesfalls als harmlos deklariert werden. Über die Hälfte aller Erwachsenen hierzulande können keinen optimalen Blutdruck ausweisen und somit mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko rechnen.
Zwischen den Experten besteht Einigkeit darin, dass es ein wichtiges Ziel der Medizin sein muss, die Risikofaktoren für Bluthochdruck zu reduzieren. Mangel an körperlicher Bewegung, eine ungesunde Ernährungsweise mit erhöhtem Alkohol- und Salzverzehr sowie Stress und Übergewicht stellen die maßgeblichen Risiken dar. Ergebnisse aus der Vergangenheit zeigen klar auf, dass die Zahl der Todesfälle infolge eines Schlaganfalls um 10 % verringert werden könnte, sobald der Blutdruck der Gesamtbevölkerung um 2mmHg herabgesetzt werden könnte. Zudem würde es durch eine derartige Blutdrucksenkung bis zu 7 % weniger Tote infolge einer Herz-Kreislauf-Erkrankung geben.
H K Neuhauser, C Adler, A S Rosario, C Diederichs and U Ellert
Hypertension prevalence, awareness, treatment and control in Germany 1998 and 2008–11
Journal of Human Hypertension
2/2014