Ordination & Medizin

Herzinfarkt & Co. – neue Erkenntnisse sprechen für eine Herabsetzung des Fleischkonsums

Es ist seit langem bekannt, dass sich eine fleischarme und vorwiegend pflanzliche Ernährung positiv auf die Herz-Kreislaufgesundheit auswirkt. Jetzt haben US-amerikanische Wissenschaftler bestätigen können, warum ein hoher Verzehr von insbesondere rotem Fleisch, Eiern und Milchprodukten zu einer höheren kardiovaskulären Sterblichkeitsrate führen kann.

Über diesen Zusammenhang berichteten bereits Studienergebnisse der Berliner Charité, und eine weitere Studie kam zu einem vergleichbaren Ergebnis. Demnach führt ein hoher Verzehr der genannten Lebensmittel zur Bildung eines speziellen Stoffwechselproduktes namens Trimethylamin-N-Oxid (TMAO). Über mehrere Schritte entsteht es in der Leber aus dem Abbau von Cholin- und Carnitin-Verbindungen, die zu einem großen Anteil in Fleisch, Eiern und zahlreichen Milchprodukten enthalten sind. An diesem Stoffwechselprozess sind untern anderem auch bestimmte Darmbakterien beteiligt.

Die aktuelle Studie konnte nun bestätigen, dass ein höherer TMAO-Level zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko und einem verfrühten Tod durch Schlaganfall, Herzinfarkt und weiteren kardiovaskulären Erkrankungen führt. Die Daten von über 19.000 Frauen, die aus dem großen Datenpool der bekannten "Nurses Health Study" entnommen wurden, und die Auskunft über das langjährige Ernährungsverhalten sowie über die Veränderungen des TMAO-Spiegels im Blut geben, wurden näher unter die Lupe genommen.

Zu Beginn der Studie hatte keine der Teilnehmerinnen einen Herzinfarkt gehabt. Sie wurden über einem zeitlichen Rahmen von etwa 16 Jahren hinsichtlich ihrer Herz-Kreislaufgesundheit beobachtet. Trat bei einzelnen Probandinnen in dieser Zeit ein Herzinfarkt oder Tod aufgrund einer Herz-Kreislauferkrankung ein, so wurden deren gemessene TMAO-Level und deren Daten zum Ernährungsverhalten mit entsprechenden Kontrolldaten weiterer Frauen verglichen, die nicht entsprechend erkrankt waren.

Im Ergebnis zeigte sich, dass ein erhöhter TMAO-Spiegel das Herzinfarkt-Risiko eindeutig anstiegen ließ. Je höher dabei die Werte des Stoffwechselproduktes, desto größer war auch das Erkrankungs- und Sterberisiko. Die schlechtesten gesundheitlichen Aussichten hatten solche Studienteilnehmerinnen, die über Jahre hinweg ein ungesundes Ernährungsverhalten in Bezug auf Fleisch, Ei und Milch zeigten.

Die Studienautoren weisen vor diesem Hintergrund darauf hin, dass hiermit ein weiteres wichtiges Argument dafür gelungen sei, einer vornehmend fleischarmen und gemüsereichen Ernährungsweise zu folgen, um die beschriebenen ungünstigen Wirkungen auf die Herz-Kreislaufgesundheit möglichst zu vermeiden.

Heianza, Y. et al.
Long-Term Changes in Gut Micorbial Metabolite Trimethylamine N-Oxide and Coronary Heart Disease Risk.
J Am Coll Cardiol 2/2020; 75: 763-72.